Auf einer Insel im Parkplatz

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Oft bin ich an dem kleinen Gebäude am Bahnhof in Kritzendorf vorbeigegangen und hab mich über dessen hübsches Aussehen gefreut. Wie es so da steht, auf einer kleinen Insel im Parkplatz, einen stattlichen Nussbaum neben sich, umrankt von Kletterpflanzen, blühenden Sträuchern und Blumen. Dieser Text ist mir zum Anlass geworden, mich näher damit zu beschäftigen. Warum steht dieses leicht zum Bahnhofsgebäude versetzte kleine Häuschen hier, was ist sein Zweck? Und wer kümmert sich um all die Blumen und Wege? Das Häuschen erstrahlt ziemlich frisch in Schönbrunnergelb. Die Fassade wird durch weiß getünchte, sich um ein paar Zentimeter abhebende Flächen und Rahmen strukturiert. Das Dach ist flach und wie eingerahmt von einer Borte. Diese Rahmung, die sich von dem gelb und weiß in grau abhebt, steht über und bildet einen Traufschutz. Auf den schmalen Gebäudeseiten erhebt sich auf dem Dach jeweils eine Art Schaufassade, Jugendstil-Elemente vielleicht, diese verleihen dem Gebäude eine gewisse Dramatik. Das Grau überdeckt leichte Altersspuren im Mauerwerk. Ich finde diese Spuren charmant, sie zeugen von der Geschichte des Gebäudes. Vertikale Rankhilfen aus Holz gliedern die Fassade zusätzlich. Die Vorderseite des Gebäudes ist von zwei symmetrischen Holztüren in Braun geprägt. Eine davon hat ein kleines Sprossenfenster auf Augenhöhe, darunter ein Schild mit weißer Schrift: „Rauchen verboten“. Diese Holztüre hat eine spezielle Musterung. Die andere Türe ist unscheinbarer, flächiger; vielleicht wurde hier einmal die ursprüngliche Türe ersetzt. „Lampisterie“ steht über der einen, „K.K. FJB 1904“ über der anderen. Diese Kürzel sind leicht zu entschlüsseln: Kaiserlich-königliche Franz-Josefs-Bahn. 1904 erzählt mir, dass dieses Gebäude damals erbaut wurde. Aber Lampisterie? Das muss ich erst recherchieren. Ich erfahre also, dass Lampisterie, bedeutet, dass hier die Lampen der Lokomotiven gelagert oder gereinigt wurden. Und zwar in der Lauge, die übrig blieb, wenn die im Bahnhofsgebäude wohnenden Angestellten der Bahn in dieser Waschküche ihre Wäsche wuschen. Ich erfahre außerdem, dass dieses Gebäude der ÖBB gehört, wie das gesamte Gelände, und eigentlich einer Park&Ride Anlage zum Opfer hätte fallen sollen. Aufgrund von BürgerInnenprotesten und der Initiative PUK (Plattform unser Klosterneuburg) konnte die ÖBB schließlich überzeugt werden, dass das Gebäude denkmalschutzwürdig ist, und die Bäume erhalten bleiben sollten. Deswegen steht das Gebäude nun als Insel im Parkplatz, und zumindest ein Baum ist geblieben. Renoviert wurde es ab 2018 vom Verein „Natur-Kunst-Vermittlung“, der sich auch um den Garten rundherum kümmert. Der linke der beiden Räume fungiert seit kurzem als Galerie, der Ein-Bild-Galerie, in der jeweils eine Künstlerin oder ein Künstler eine Arbeit präsentieren kann. Auf der Bank unter dem Nussbaum sitzend denke ich, wie schade es um dieses hübsche Objekt gewesen wäre und um diesen alten Baum. Und wie schön es nun ist, mit den Rosen, den Palmlilien und allen Pflanzen, für die ich keine Namen habe. Außerdem: schön, dass ich nun weiß, was hinter dem Begriff „Lampisterie“ steht. Mehr dazu unter: https://www.natur-kunst-vermittlung.at/ https://www.hortus-girasole.at/der-lampisterie-garten-beim-gleis-1-am-kritzendorfer-bahnhof/ https://www.noen.at/klosterneuburg/ein-bild-galerie-kleine-galerie-in-kritezndorf-mit-grosser-kunst-klosterneuburg-bahnhof-kritzendorf-lampisterie-kritzendorf-print-283153108
Ich gehe oder fahre oft daran vorbei, und wollte mehr darüber erfahren.
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Wie nachhaltig ist der Nutzungsvertrag wohl gestaltet?
Ich bestätige, dass sämtliche Fotos, Zeichnungen und Skizzen von mir selbst aufgenommen oder gezeichnet und alle Texte von mir selbst verfasst wurden.
christina.naegele
27. August 2021, 12:56
7. Februar 2022, 14:58

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